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Re: Embaro - Untergeordnete Hauptstory - Wo Schwan und Rabe tanzen
von Keita am 06.06.2022 11:06Akt I - Familiengeheimnisse - Dritter Teil - Mai, 5694 n.J.E. - Onens Befragung
Aufgrund ihrer neuen Position war auch vor allem die neue Königin von Embaro, Alexandra Cecilia Kattagien, bei der Befragung anwesend, während das Orakel sich noch von den Strapazen des Kampfes mit Vika erholte. Der Onen der sich den anwesenden präsentierte, hatte allerdings kaum noch etwas mit dem Besucher gemein, der im Hof der Ordensfeste gelandet war, denn der Auftritt Onens war von merklicher Unsicherheit geprägt.
Natürlich betraf die erste Frage die Identität des bisher noch maskierten Onen und dieses Mal fiel die Maskerade. Unter der hölzernen Maskierung kam schließlich ein junger Mann zum Vorschein, vielleicht 1 oder 2 Menschenjahre älter als die junge Königin, dessen Ähnlichkeit mit Vika geradezu verblüffte. Lediglich die Narben auf der linken Gesichtshälfte erschienen eher verheilt und die Augenfarbe, ein helles Blau mit goldenem Schimmer, wollte nicht so recht zu den eher violetten Augen Vikas passen. Aber auch dieses Rätsel sollte in kürze gelüftet werden.
Vorher allerdings offenbarte Onen seinen wahren Namen, indem er die Namen „Vika" und „Onen" auf einem Blatt Pergament anders anordnete und die Silben auseinanderzog. Als Onen damit fertig war, entstand aus den ursprünglich zwei Namen und einigen eingefügten Buchstaben ein einzelner Name: VIriON KAttagiEN, fünfter Sohn der verstorbenen und von Veerle Kattagien ermordeten Königin Pandora Kattagien. Diesen Schock galt es für die Anwesenden erstmal zu verdauen, schließlich hatte man Virion seit Jahrhunderten für tot gehalten und der junge Mann, der nun in der Festung des Ordens saß, erschien kaum älter als die junge Königin. Und auch erklärte dieser Umstand noch immer nicht die Ähnlichkeit zwischen Onen und Vika.
Was nun folgte war eine längere Geschichte von Seiten Virions, welche die Puzzlestücke endlich zu einem verständlichen Bild zusammensetzen sollte:
In Virions Kindertagen war auch er von der bekannten körperlichen Schwäche der Kinder Pandoras betroffen, die von einer Vergiftung eben jener Pandora durch Veerle Kattagien herrührte. Und eines Tages stieß Veerle den jungen Virion beim Spielen in einen Fluss, wohl wissend das der junge Prinz aufgrund seiner körperlichen Gebrechen nicht in der Lage sein würde sich über Wasser zu halten.
Während die spitzen Steine am Grund des Flusses dem jungen Virion nahezu das Gesicht zerfetzen und kurz vor dem Ertrinken hörte der junge Prinz schließlich eine Stimme in seinen Gedanken, die ihm lediglich eine einfache Frage zuflüsterte: „Willst du leben?". Beim Versuch zu Antworten schluckte Virion allerdings Wasser und verlor schließlich das Bewusstsein.
Als dieser wieder erwachte, fand er sich in einer fremden Welt wieder, die er als dunkel, kalt und von einer schwarzen Sonne erleuchtet beschrieb. Immer noch schwer verletzt erlebte Virion hier zum ersten Mal eine Art Gedächtnislücke, an dessen Ende er sich mit notdürftig versorgten Wunden in einer schützenden Höhle wiederfand. Wie sich später herausstellen sollte, war dies die Geburtsstunde von Vika, einer Art zweiten Persönlichkeit Virions, die immer dann zu Tage trat, wenn sich der junge Prinz in Lebensgefahr befand oder die Schmerzen seiner Verletzungen nicht mehr aushielt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte Virion davon allerdings noch nichts.
Bei seinen Irren durch diese fremde Welt stieß Virion schließlich auf einen gewaltigen schwarzen Palast, in dessen Mauern er schlussendlich auch auf jene Person stieß, die ihn vor dem sicheren Tod gerettet hatte und die sich ihm als jener Rabenkönig vorstellte, von dem in den Erzählungen der Schwanenchronik die Rede war. Es stellte sich allerdings schnell heraus das der Rabenkönig keinesfalls an Virion, sondern viel mehr an Vika interessiert war, der im Inneren Virions schlummerte. Nachdem der Rabenkönig Virions Wut genährt hatte, verlieh er schließlich Vika einen eigenen Körper, als eine Manifestation von Virions verborgenen Rachegelüsten gegenüber Veerle und Embaro.
In dem Palast ohne Zeit wurde Vika schließlich vom Rabenkönig als dessen persönlicher Attentäter und Repräsentant ausgebildet, während der echte Virion nun lediglich als Beiwerk den Palast bewohnte und nur Bruchteile der Pläne Vikas und des Rabenkönigs mitbekam. Schließlich wurde Vika, mit Virion als seinem Gefangenen, vom Rabenkönig nach Balora entsandt, um jenen Konflikt zu beenden, der vor tausenden von Jahren nie zu einem echten Ende geführt worden war.
An dieser Stelle endete zunächst Virions Geschichte, allerdings gab es noch zahlreiche offene Fragen an den jetzigen Onen, die dieser zumindest versuchte nach bestem Wissen zu beantworten. Dabei konnten die Anwesenden folgende Dinge in Erfahrung bringen:
- Bei der Waffe Vikas handelte es sich tatsächlich um die legendäre Rabenklinge, welche einer der Brüder im ersten Konflikt zwischen dem Rabenkönig und der Schwanenkönigin führte. Es wurde zumindest gemutmaßt, dass in diesem Fall wohl auch das entsprechend Gegenstück des jüngeren Bruders irgendwo existieren musste.
- Der Schwanenpalast war nicht einfach nur ein Gebäude, sondern wurde absichtlich genau dort platziert, wo er stand, um die Länder der Nacht und den Rabenkönig für immer unter Verschluss zu halten. Dieser fungierte also als eine Art Schloss oder Tor, weshalb es nun auch endlich Sinn ergab, warum Vika einige der Anwesenden im Palast attackierte und diesen unter seine Kontrolle brachte.
- Um dieses Schloss aufzubrechen und die Barriere zwischen Embaro und den Ländern der Nacht zu zerstören, benötige Vika die Rabenklinge, um zumindest Teile der Macht des Rabenkönigs in Embaro manifestieren zu können. Allerdings offenbarte Onen den Anwesenden, dass dies ein längerer Prozess werden würde.
- Aus diesem Grund war es Vika gewesen, der die Zersplitterung Embaros in den Schatten vorangetrieben und das Land entzweit hatte, um sich die benötigte Zeit bis zum Einsturz der Barriere zwischen Embaro und den Ländern der Nacht zu verschaffen. Da Vika nur einen Teil der Streitkräfte des Rabenkönigs nach Embaro bringen konnte, wäre ein geeintes Reich eine Gefahr gewesen, die nun nicht länger bestand.
Auf viele weitere Fragen, beispielsweise nach dem Speer aus der Vision Alexandras, konnte Virion allerdings zum Bedauern der Anwesenden keine konkreten Antworten mehr liefern, da dieser immer nur Teile der Gespräche zwischen dem angeblichen Rabenkönig und Vika mitbekommen hatte. Allerdings waren die Anwesenden sich einig, dass der einzige mögliche Schritt darin würde bestehen können, dass zersplitterte Embaro wieder zu vereinen, um überhaupt eine Chance zu haben, Vikas Plänen noch Einhalt zu gebieten. Und zwar bevor es Vika gelingen würde, die Länder der Nacht zu entfesseln und Embaro ein weiteres Mal in einen verschlingenden Konflikt zwischen den Kräften des Rabenkönigs und der Schwanenkönigin zu stoßen.