Die Legende der Ustai'ka

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Argos
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Die Legende der Ustai'ka

von Argos am 28.11.2019 11:32

Wohlan, werte Freunde, lasst nun Ruhe einkehren und lauscht den Fantastereien eines bescheidenen
Tavernenwirtes. Wie ihr euch vorstellen könnt, verkehren gar vielfältige und wundersame Wesen in
Tavernen und nicht selten kommt es vor, dass Reisende von Nah und Fern eine fesselnde Geschichte
gegen einen Platz am Feuer und einen Kanten Brot eintauschen möchten. Doch was wäre ich für ein
hartherziger Unhold, würde ich diesem Tauschhandel nicht zustimmen und so meinen Schatz an
fantastischen Geschichten mehren.
So hört mich nun an, wenn ich euch von einer wundersamen Mär aus dem hohen Norden berichte, aus
einer Zeit lange bevor unsere Eltern und Großeltern über dieses Land wandelten. Vernehmt nun die
Legende der Ustai'ka. Doch zuvor rückt noch näher ans Feuer, denn was ich zu berichten weiß, lockt den
Winter höchstselbst aus seinem Loch und lässt einem die Nackenhaare vor Furcht und Kälte aufstellen.

---Beginn---

Die Legende der Ustai'ka

So begab es sich vor langer Zeit, dass die Ustai'ka, in der gemeinen Zunge bedeutet das „Nornen", über
die Erde wandelten. Wesen von außerordentlicher Schönheit und Anmut, welche die Gipfel des
Wyrmherzgebirges besiedelten, vermochte ihnen doch die eisige Kälte nichts anzuhaben. Dort nun im
Herzen des Winters und umgeben von Eis und Schnee schenkte ihnen Asuara, der Winter selbst, die
hehere Kunst der Eismagie und gebot lediglich, dass diese Macht nur zum Schutze ihres Volkes
eingesetzt werden möge.
Die Mächte des Winters veränderten die Ustai'ka und so wurde ihre Haut blass wie Eis und ihre Haare
weiß wie Schnee. Spindeldürr und doch voller Kraft und Härte glichen ihre Körper jungen Weidenruten
und ihre Augen waren von einem solchen Blau, dass Angehörige des Meervolkes versuchten, darin zu
schwimmen, so sehr erinnerte es sie an die See.
Ihre Kräfte nutzend erschufen sie Kunstwerke aus Eis und Schnee, ja ganze Gebäude und Städte aus
gefrorenem Wasser entstanden unter ihrer leitenden Hand und rasch gewannen die Ustai'ka an Macht
und Einfluss. Wo früher nur wenige zusammengelebt hatten, da schlossen sie sich schon bald zu größeren
Verbänden zusammen und schließlich gründeten sie unter Vereinigung ihrer Kräfte „Ustai'sharam-dal",
jene sagenumwobene Stadt aus Eis, die unter den Gelehrten dieser Welt noch heute als „Stadt des kalten
Glases", bekannt ist, war der Legende nach das Eis doch so rein und klar, dass Reisende glaubten, die
Stadt selbst sei aus reinem Glas erbaut worden.
Als Meisterwerk und Beweis ihrer Macht galt Ustai'sharam-dal und stetig wuchs die Zahl ihrer
Bewohner. Doch wie jedes Volk wurde rasch der Ruf nach einer starken Führung laut und die Weisesten
und Gelehrtsten der Nornen versammelten sich im „Ushbel-asua" im Palast aus Eis, um die Frage der
Führung zu klären. Doch auch wenn es einiger Zeit bedürfte, so vermochte der Rat am Ende ihrer
Versammlung den ersten Hochkönig der Nornen zu krönen Erthwa-re war sein Name und 100 Jahre
sollte er regieren, bevor ein neuer Anwärter an seinen Platz treten sollte, waren doch die Nornen
unsterblich und erkannten in ihrer Weisheit, die Tücken der Macht, sodass sie es ablehnten, einer
einzigen Person diese Macht auf ewig zu gewähren.
So nun gedieh Ustai'sharam-dal. Kinder wurden geboren und die Stadt breitete sich stetig nach Süden
aus. Schließlich dann trafen die Nornenspäher auf ein fremdes Volk, welches an der Küste des Ozeans
siedelte. Von kleinem Wuchs und in der Kälte frierend spotteten die Späher untereinander und waren
sich einig, dass jene zierliche Kreaturen schon bald wieder ablegen würden. Doch das Kommende sollte sie
zum ersten Mal ein schauriges Kribbeln der Angst über den Rücken jagen lassen, denn eines der Wesen
begann in einer alten Sprache zu murmeln und kurz darauf schossen Flammenzungen aus seinen Händen,
welche das geliebte Eis der Nornen zum Schmelzen brachten und den festen Grund des Landes freilegten.
Voller Furcht ergriffen die Späher die Flucht und berichteten ihrem derzeitigem König Skin-dalai von
den teuflischen Mächten dieser Fremden, welcher sogleich seinen Rat einberufen ließ.
Und wie es nun der Furcht zu eigen ist, gerieten die Versammelten schon rasch in Erregung ob der
vermeintlichen Bedrohung ihres Volkes und der Durst nach Gewalt und Blut wurde laut.
Unter den Versammelten war nun auch ein alter Norne aus den ersten Tagen namens Samasel-wran und
mit nachsichtigter Zunge versuchte er sein Volk davon abzuhalten, eine Ära des Friedens und der
Eintracht zu zerstören und für Leid und Krieg einzutauschen, ohne zuvor die Gelegenheit
wahrgenommen zu haben, mit den Fremden zu reden.
Doch Samasel-wrans Worte stießen unter den Versammelten auf hartes Eis und während die Nornen die
Kriegsspeere schliffen und das treue Eis zu meisterlichen Rüstungen formten, da ergriff er die Gelegenheit
und machte sich zusammen mit seiner Tochter Aesa-wran auf den beschwerlichen Abstieg hinab zu der
Siedlung der Fremden, um das Gespräch mit diesen zu suchen. Bei ihrer Ankunft wurden sogleich die
Schwerter gezogen, erschreckten sich doch die Menschen, denn dies waren die Fremden, beim Anblick der
hochgewachsenen bleichen Gestalten mit wallendem weißen Haar. Doch der Anführer des Volkes, ein
gewisser Skol Haldmon besaß die Weitsicht und befahl seinen Männern die Waffen zu senken, um die
schaurigen Gestalten sprechen zu lassen.
Mit schwerem Herzen berichtete Samasel-wran diesem dann von dem bevorstehenden Angriff und Skol
bedankte sich für die Ehrlichkeit und Güte des alten Mannes, bevor sie gemeinsam überlegten, wie das
Blutvergießen zu verhindern war. In der Zwischenzeit aber sollte Aesa-wran im Nebenzelt auf ihren
Vater warten, als der Sohn Skols, ein Jüngling von 18 Sommern namens Elija Haldmon von der Jagd
zurückkam, jenes betrat und sein Blick auf die Ustai'ka fiel.
Die Schamesröte stieg ihm ins Gesicht, denn da die Nornen keine Kälte verspürten, war ihnen auch
Kleidung fremd und die weiblichen Rundungen Aesa-wrans brachten sein Blut in Wallung, noch bevor
diese den Eindringling erkannte. Doch anstatt ihn fortzuschicken, verspürte auch Aesa-wran große
Neugier für dieses fremde Volk und bat ihn, zu bleiben, um ihr vom Volk der Menschen zu berichten. So
verging die Zeit und trotz ihrer Verschiedenheit vermochte die zarte Knospe der Liebe sich einen Weg
durch das ewige Eis zu bahnen und die Leben dieser beiden Wesen auf ewig zu verbinden.
Doch das Unheil nahm seinen Lauf, denn noch während die beiden ihr junges Glück genossen, ertönten
die Kriegshörner der Nornen und als die Menschen aus ihren Zelten stürmten, wurden ihre Herzen von
Furcht ergriffen, hatte sich doch das Heer der Nornen im Schutz des Schnees ihrer Siedlung genähert und
rüstete sich nun zum Angriff auf das Dorf. Auch die Menschen griffen nach ihren Waffen und ein
blutiger Kampf zwischen Eis und Feuer drohte zu eskalieren.
Auch Samasel-wran hatte sein Volk entdeckt und stürmte mit ausgebreiteten Armen aus dem hölzernen
Tor der Siedlung, um seine Stammesgenossen aufzuhalten. Doch wehe, in seiner Abwesenheit hatte man
ihn für seine Bemühungen zum Verräter erklärt und der Hochkönig Sin- dalai selbst war es, welcher
einen Speer aus blankem Eis formte und ihn Samasel-wran mittig durch die Brust schleuderte. Noch nie
hatte ein Norne das Blut eines anderen Nornen vergossen und als die ersten blauen Tropfen des
Nornenblutes den weißen Schnee tränkten, brandete ein heftiger Wind auf, Die Erde begann zu beben,
während das nordische Wetter einen Klagegesang ob des Sterbenden anstimmte und es gar eisig wurde.
Ein gigantischer Wirbel aus Schnee und Eis bildete sich inmitten der beiden kampfbereiten Heere und
schließlich entstieg dem Sturm eine schlicht gekleidete Frau von atemberaubender Schönheit mit weißer
Haut und blauem Haar. Ihre Lippen hatten die Farbe von Eis und schweigend trat sie auf den
Hochkönig zu, welcher den Speer geschleudert hatte. Dieser nun erbebte vor Furcht, erkannte er doch
Asuara, den Winter selbst in dieser Frau und fiel auf die Knie, um um Vergebung zu bitten.
Doch Asuara gebot ihm zu schweigen und mit glockenheller Stimme klagte sie die Nornen an, dass sie
ihren Schwur gebrochen hatten. Anstatt ihr Geschenk der Magie zum Schutz einzusetzen, hatten sie
nicht nur geplant, andere Wesen damit zu vernichten, nein sie hatten es sogar gewagt, die Hand gegen
Ihresgleichen zu erheben und damit das heilige Geschenk zu entweihen.
Der König flehte erneut um Gnade, doch Asaura richtete die Hand gegen ihn und das Herz des Mannes
gefror zu Eis, woraufhin der Rest seines Körpers folgte und schon bald erstarrte der König der Nornen zu
einer Eisskulptur. Da wurde die Klage unter den Nornen laut, doch Asura schien keine Gnade zu
verspüren. Nun aber wandete sich Samasel-wran mit letzter Kraft an den Winter und bat um Gnade für
seine Tochter und sein Volk. Mit mütterlicher Güte kniete sich Asura neben den sterbenden Nornen und
küsste ihn auf die Stirn, woraufhin das Leid aus seinem Gesicht verschwand und sein Körper von dem
tobenden Wind hinfort in Asuaras Reich getragen wurde, wo er fortan in Harmonie und Frieden an ihrer
Seite leben sollte.
Seinem letzten Wunsch entsprechend gebot sie aber, dass sie das Leben der Ustai'ka verschonen wolle,
aber nicht zulassen werde, dass diese erneut Unheil über die Welt brachten. Gebieterisch breitete sie die
Arme aus und der brausende Sturm gehorchte ihrem Willen und bließ dem Nornenheer frontal in die
Gesichter. Entsetzen griff um sich, als die Körper der Ustai'ka sich daraufhin aufzulösen begannen und
zu Schnee wurden, welcher von dem kalten Nordwind davongetragen wurde. Auch Aesa-wran, die Hand
liebend mit der von Elija verschränkt wurde davon ergriffen und unter den wehklagendem Geheul des
jungen Mannes erstrahlte ihr Körper in einem grünlichen Licht, bevor sie von dem Wind in die Höhe
getragen wurde und sich wenig später ein wundersames leuchtendes Band über den Himmel zog.
Denn auch wenn sie eine Norne war, so entsprach Asuara dem Wunsch ihres Vaters und anstatt sie in
das ewige Eis zu verbannen, sollte Aesa-wran in Zukunft lediglich als Erinnerung an die Ustai'ka
Winter für Winter über dem Norden erstrahlen und alle Völker an deren einstige Existenz erinnern. Als
neue Königin der Nornen würde es nur ihr gewährt werden, an wenigen Tage im Jahr ihre körperlose
Gestalt gegen eine fleischliche Hülle einzutauschen und auf der Erde nach Erlösung für ihr Volk zu
suchen, so sah es Asuaras Plan vor...
Da aber stolperte der liebestolle Jüngling nach vorne und fiel vor dem Winter auf die Knie. Mit Tränen
in den Augen flehte er sie um Gnade für seine Liebste an und auch wenn man dem Winter nachsagt, er
sei eisig und kalt, so wurde Asuaras Zorn von der aufrechten Liebe des Jungen erweicht. Doch selbst sie
konnte ihr Urteil nicht ungeschehen machen und konnte Elija lediglich anbieten, selbst ein Teil des
Lichtes zu werden, um so mit Aesa-wran vereint im fernen Himmel zu erstrahlen und ihr auf ihrer Suche
nach Erlösung beizustehen.
Da wurde Skol Haldmon von Entsetzen ergriffen und stürmte zu seinem Sohn, um ihn von diesem
Irrsinn abzuhalten. Doch jener hatte seine Entscheidung bereits gefällt und bat Asuara um ihre
zweifelhafte Gunst. Wie bereits zuvor bließ ihm der eisige Nordwind ins Gesicht und gefror seinen
Körper zu kaltem Licht, der schließlich vom Wind in die Höhegetragen wurde. Seines Sohnes beraubt
zürnte Skol Asuara und beschuldigte sie der Grausamkeit. Asuara aber hatte Verständnis für die Trauer
des alten Mannes und griff schweigsam in den Schnee, aus welchem sie eine prachtvolle Klinge
hervorzog, die aus reinem Eis zu bestehen schien.
Jenes Schwert nun überreichte sie ihm und offenbarte ihm dessen Namen „Ustai-ka-elysis",
Nornenhoffnung in unserer Sprache. Dann gebot sie ihm, nach Osten zu reisen. Denn wenngleich auch
sie nicht die Macht hatte, ihren eigenen Fluch zu brechen, so gab es wundersame Wesen im Osten des
ewigen Eises, welche dazu imstande waren. Mit diesem Schwert nun würde er in der Lage sein, diese
Aufgabe zu meistern und sowohl seinen Sohn als auch die Nornen zu erlösen.
Nachdem dies geschehen war, war der Winter verschwunden und nur Skol und seine Getreuen befanden
sich noch an jenem kummervollen Ort. Gramvoll brachen sie ihre Zelte ab und beluden ihre Schiffe, um
dem letzten Rat Asuaras zu folgen und nach Osten zu segeln, wo Skol hoffte, seinen Sohn erlösen zu
können und ihnen das Licht von Elija und Aesa-wran in den kalten Nächten Trost und Orientierung
bieten sollte.
Doch ob ihm dies je gelang, weiß diese Sage nicht zu berichten. Dafür aber berichten weitgereiste Männer
und Frauen, welche das Wyrmherzgebirge erkundeten von gar wundersamen Erscheinungen im Schnee.
Denn wenn der Wind bläst und der Schnee die Augen tränen lässt, dann meinte schon so mancher
Wanderer Gestalten in dem Schneegestöber erkennen zu können. Hochgewachsene Wesen mit bleicher
Haut, die in das wehklagende Geheul des Windes einstimmen und wieder entschwinden, bevor man ihrer
habhaft werden kann.
Andere nun meinten in dem grünen wabernden Nordlicht am Horizont die Umrisse zweier Gestalten
ausmachen zu können, welche sich in inniger Zweisamkeit an den Händen halten und verirrten
Reisenden Licht und Orientierung spenden. Manche berichten sogar, das Paar selbst wäre ihnen
erschienen und hätte um Hilfe bei der Suche nach Erlösung gebeten...

---Ende---

Was nun an dieser Legende stimmt, vermag ich ich zu berurteilen und auch euch sei es selbst überlassen,
ob ihr dahinter eine wahre Geschichte oder lediglich eine fanstastische Mär eines vereisten Geistes
vermutet. Auch liegt es mir wahrlich fern, euch die Fülle an guten Ratschlägen aufzubürden, welche in
dieser Geschichte verborgen sind, erkenne ich doch, dass viele von euch lediglich den Wunsch verspürten,
einer guten Geschichte zu lauschen und sich dabei an unserem Bier gütlich zu tun. So seid bedankt für
eure Aufmerksamkeit und kehrt nun zu eurem verdienten Humpen zurück.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 24.05.2021 14:07.

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